Dienstag, 15. Juni 2010

#Kommunikation BP-Konzern: Nur zugeben, was nicht zu leugnen ist #pr #bp

BP-Konzern

Nur zugeben, was nicht zu leugnen ist

Zaghaft und unglaubwürdig: Experten schütteln den Kopf über die Kommunikation des Katastrophenkonzerns BP.

An vorderster Front der Krisenkommunikation: BP-Chef Tony Hayward

An vorderster Front der Krisenkommunikation: BP-Chef Tony Hayward

Wer Schuld daran trägt, dass Menschen und Tiere sterben mussten, dass ein ganzer Lebensraum für Jahre unbewohnbar wird, dem kann im Zweifel nur eines gegenüber einer aufgebrachten Öffentlichkeit helfen: ein Geständnis. Umfassend um Verzeihung bitten. Die Kehle hinhalten. Dann vielleicht auf Gnade hoffen. Man muss kein PR-Profi sein, um das zu erkennen.

Ölkatastrophe noch größer, als bisher bekannt

US-Wissenschaftler haben ihre Schätzung der Ölmenge, die nach dem Untergang der BP-Bohrplattform "Deepwater Horizon" im April ins Meer austritt, deutlich erhöht.

BP beschäftigt einen Haufen hoch bezahlter PR-Leute, aber der öffentliche Eindruck ist trotzdem, dass der Mineralölkonzern seit Wochen gegen diese Einsicht verstößt und lieber der Strategie folgt: Nur so viel sagen wie nötig. Die riesige Ölpest kleinreden. Die ganze Wahrheit erst bestätigen, wenn sie nicht mehr zu leugnen ist.

Vieles deutet darauf hin, dass sich der Konzern und sein Vorstand von der Realität und den Menschen, die ihm jährlich Milliardengewinne bescheren, gefährlich weit entfernt haben. Am deutlichsten zeigt sich das in der Krisenkommunikation. 

An vorderster Front steht dabei BP-Chef Tony Hayward. Er galt einmal als ein solider Vertreter seiner Zunft, einige beschrieben ihn gar als charmant und sympathisch. Nun wird er als wandelnder PR-GAU gesehen. »Der Golf von Mexiko ist ein sehr großer Ozean«, sagte er etwa am 14. Mai dem Guardian ; die Menge an Öl und Chemikalien, die ins Meer flösse, sei im Vergleich zur gesamten Wassermenge dagegen »relatively tiny«, vergleichsweise winzig. Sehr, sehr mäßig seien wahrscheinlich die Auswirkungen der Katastrophe auf die Umwelt, ließ sich der Konzernchef ebenfalls vernehmen. Reichlich unsensibel war auch Haywards Äußerung in einem Interview: Angesichts der persönlichen Strapazen wolle er baldmöglichst sein »Leben zurück«. Mit Blick auf die elf Menschen, die bei der Explosion der Deepwater Horizon gestorben waren, entschuldigte er sich immerhin später für diese Aussage.

Ein früherer Angestellter in der PR-Abteilung des Konzerns ist angesichts dieser und anderer Kommunikationspannen – erst waren es angeblich nur 800.000 Liter, mittlerweile sind es drei Millionen, die täglich aus dem Bohrloch ausströmen – fassungslos: BP habe dilettantisch reagiert und »den Unfall miserabel gehandhabt, sowohl auf der operationellen Ebene wie auch in der Öffentlichkeitsarbeit. Es scheint unglaublich, aber das Unternehmen war offenbar auf einen solchen Unfall nicht vorbereitet«, sagt der Ex-BP-Mann, der nicht mit seinem Namen in der Zeitung stehen will. 

Posted via web from stadtgespraech's posterous

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