Dienstag, 29. Mai 2012

Die "20-Prozent-auf-alles"-Aktionen haben Praktiker über Jahre geschädigt

Praktiker-Repositionierung: Wie Max Bahr den Baumarktkonzern retten soll


Im Praktiker-Konzern zeigt künftig Max Bahr, wo es langgeht

Im Praktiker-Konzern zeigt künftig Max Bahr, wo es langgeht

Die millionenschwere Werbeoffensive mit Testimonial Boris Becker sollte die Wende bringen. Doch jetzt landet die Marke Praktiker wohl endgültig auf der Reste-Rampe. Der angeschlagene Baumarktkonzern wird sich künftig vor allem auf seine Vertriebslinie Max Bahr konzentrieren. Von den derzeit 234 Praktiker-Filialen sollen nur etwa 100 erhalten bleiben. Als Konsequenz wird die Präsenz von Max Bahr in der klassischen Werbung deutlich ansteigen.
 
 

PRAKTIKER

zur Kampagne
Hintergrund ist die Neuausrichtung der Zwei-Marken-Strategie des Praktiker-Konzerns, die der neue Vorstandschef Kay Hafner heute vorgestellt hat. Danach soll die vor allem in Norddeutschland verbreitete und hochwertig positionierte Marke Max Bahr bis Ende 2013 zur flächendeckenden Hauptvertriebslinie ausgebaut werden. Damit verbunden sind unter anderem massive Umbauaktionen in den Märkten: Von den derzeit 234 Praktiker-Filialen sollen nur etwa 100 erhalten bleiben. Etwa 125 sollen auf die Schwestermarke umgerüstet werden. Damit würde die Anzahl der Max-Bahr-Filialen von derzeit 78 auf etwa 200 steigen. Die Kosten für die Umrüstung der Filialen sowie für die damit verbundenen Sach- und Personalaufwendungen beziffert Praktiker auf einenniedrigen dreistelligen Millionenbetrag.

Die "20-Prozent-auf-alles"-Aktionen haben Praktiker über Jahre geschädigt 

Die "20-Prozent-auf-alles"-Aktionen haben Praktiker über Jahre geschädigt

Nicht zu verachten dürften auch die Kosten fürImagewerbung sein, die in den kommenden Jahren anfallen werden. Denn in Südwest- und Süddeutschland, wo Praktiker die Präsenz seiner Premiummarke Max Bahr nach eigenen Angaben massiv erhöhen will, ist die Baumarktkette bislang noch nicht sonderlich bekannt. Das weiß auch der neue Konzernchef Hafner. Das Ziel, den regionalen Anbieter Max Bahr "zu einer der führenden Baumarktketten Deutschlands" zu machen, sei daher auch nur mit einem "Kraftakt" zu stemmen, erklärte der Nachfolger des kürzlich geschassten Thomas Fox. Dennoch hat er keine Zweifel, dass das Geld gut angelegt ist: "Max Bahr ist eine Stütze des gesamten Konzerns, hat in den letzten Jahren durchgängig solide Gewinne erzielt und bis zuletzt Marktanteile gewonnen", so Hafner. Deshalb liege es nahe, diese ertragstarke Marke in Deutschland weiter auszubauen und zu stärken. 
 

PRAKTIKER IN ZAHLEN

Praktiker hat im Jahr 2011 rund eine halbe Milliarde Euro Verlust gemacht und schreibt auch 2012 rote Zahlen. Im 1. Quartal ging der Umsatz weltweit um 0,5 Prozent auf 663 Millionen Euro zurück. Der Nettoverlust kletterte auf 76 Millionen Euro. Im Heimatmarkt Deutschland kletterte der Umsatz immerhin um fast vier Prozent auf 508 Millionen Euro. Zugleich baute Praktiker 1.000 Stellen ab. Die Premium-Tochter Max Bahr konnte dagegen zulegen: Der Umsatz stieg um sieben Prozent, außerdem wies Max Bahr einen leichten Gewinn aus. Bei der geplanten Neuausrichtung wird Praktiker vom Finanzinvestor Anchorage Capital Europe unterstützt. Anfang Juli sollen die Aktionäre über einen zentralen Punkt des Rettungskonzepts abstimmen, eine Kapitalerhöhung mit einem Bruttoemissionserlös von 60 Millionen Euro.

Die Folge ist eine massive Umschichtung des Werbeetats. Während der Konzern noch im vergangenen Jahr Millionenbeträge in die Praktiker-TV-Spots mit Boris Becker steckte, wird der Löwenanteil der Marketinggelder künftig für die Marke Max Bahr aufgewendet. Damit bekommt auch die Hamburger AgenturVSF&P deutlich mehr zu tun. Der Dienstleister, der kürzlich aus der Fusion von Flemming-Pfuhl mit Vasata Schröder Florenzentstanden war, hatte Mitte Februar den Pitch um Max Bahr gewonnen und ist als Lead-Agentur für sämtliche Werbemaßnahmen zuständig. Details zur künftigen Kommunikationsstrategie stehen zwar noch nicht fest. Nach HORIZONT.NET-Informationen wird aber bereits über Hörfunk- und TV-Werbung nachgedacht. In der Vergangenheit hatte die Marketingchefin von Max Bahr,Wiebke Krone, ausschließlich mit Print-Beilegern und - anlassbezogen - abverkaufsorientierten Funkspots geworben. 
 
Die Marke Praktiker dürfte dagegen endgültig von der großen Werbebühne verschwinden. Angesichts der Reduzierung der Filialen sowie der angedachten Positionierung als Preis- und Kostenführer mit übersichtlichem Sortiment dürfte Marketingchef Michael Molitor künftig vor allem auf regionale Abverkaufswerbung setzen. Den Ausstieg aus der TV-Werbung hatte Praktiker bereits Ende März gegenüber HORIZONT.NET angekündigtmas

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Burberry boosts digital approach with interactive campaign

Burberry boosts digital approach with interactive campaign

Burberry is to embrace '"fast fashion" by allowing consumers to buy items from its next collection online and in-store ahead of traditional drop dates.

Burberry: ad campaign stars actress Gabriella Wilde and musician Roo Paines
Burberry: ad campaign stars actress Gabriella Wilde and musician Roo Paines

For the first time, consumers will be able to purchase its autumn-winter collection directly through a campaign gallery and short films on Burberry.com.

The campaign will also run across digital platforms including Facebook, Twitter, Google+, Instagram and Pinterest.

The news follows the launch of the brand's 'Runway to Reality' strategy, which allows VIP consumers to buy items from its runway collections immediately, via an iPad app.

The campaign, which will go live across all platforms on 1 June, will also focus on Burberry's British heritage, in an effort to capitalise on the Queen’s Diamond Jubilee celebrations and the build-up to the London 2012 Olympics.

Shot in Greenwich, London, at the site of the Games’ equestrian competition, Burberry claims it is the brand’s biggest ad production yet.

The ads will star British actress Gabriella Wilde and British musician Roo Paines, who has written an exclusive track 'Indigo Home' for the campaign.

Christopher Bailey, chief creative officer at Burberry, said that the campaign "celebrates our brand and London through imagery, film, music, weather and our iconic outerwear in a very British way".

Burberry ad campaign stars actress Gabriella Wilde and musician Roo Paines

In depth: Burberry’s digital ‘Runway to Reality’ strategy

In danger of being consigned to history a decade ago, Burberry has undergone a creative and digital revolution under the direction of chief creative officer Christopher Bailey, who joined the company in 2001.

He believes the company is now "as much a media-content company as a design company". Recent digital innovations have included:
 

  • Art of the Trench, the photo-sharing website, which enabled consumers as well as fashion photographers to document how they wear the iconic Burberry trench coat, has become a go-to case study for marketers looking to co-creation to drive brand awareness and engagement through user generated content.
  • The brand live streamed its London Fashion Week catwalk to its 25 global flagship stores this year, allowing consumers to place immediate orders from the collection with a seven-week delivery. Shoppers were invited to place their orders via custom-built Burberry apps.
  • Burberry continued its digital democratisation of fashion with itsTweetwalk, partnering with Twitter to post backstage Twitpics of every look before they were sent down the runway, meaning the brand’s Twitter followers saw its runway looks in advance of fashonistas in the front row. During the Tweetwalk the brand’s Instagram account was taken over by Mike Kus, the most-followed Instagram user in the UK.
  • The brand was also cited in Facebook’s recent IPO documentation for its fragrance launch campaign which reached 10 million Facebook fans. When users Liked or commented on the Burberry Page or perfume story, the users’ actions were shared with their friends via News Feed, driving awareness to a wider circle of users.

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Mittwoch, 26. Oktober 2011

Was sagt das Bildungsniveau eines Menschen über diesen Menschen aus? Ganz einfach: Sein Bildungsniveau. | Schlecker Blog

Was sagt das Bildungsniveau eines Menschen über diesen Menschen aus? Ganz einfach: Sein Bildungsniveau.

Menschen sprechen über Schlecker. Das finden wir  grundsätzlich gut und stellen uns auch gerne selbst der Diskussion. Manchmal entwickelt sich eine Diskussion allerdings in eine Richtung, zu der wir aktiv und öffentlich Stellung beziehen möchten. Wie in diesem Fall: Der Verein für Sprachpflege e. V. hatte uns eine Anfrage zu unserem neuen Werbemotto „For You. Vor Ort.“ geschickt. Darauf haben wir in einem persönlichen Brief geantwortet. Dieser Brief wurde nun in der Facebook-Gruppe der Zeitschrift  „Deutsche Sprachwelt“ veröffentlicht mit der Überschrift: „Schlecker verteidigt seinen Spruch „For You. Vor Ort.“ mit dem „niedrigen Bildungsniveau“ seiner Kunden.“ Tun wir das?

Nein, wir verteidigen nicht unser Unternehmensmotto. Wir haben uns bewusst auch deshalb für das Motto entschieden weil es polarisiert, weil sich Menschen darüber austauschen und weil es in Erinnerung bleibt. Genau das ist die Kernaufgabe eines Unternehmensmottos. Dazu haben wir auch im Vorfeld eine Marktanalyse nach soziodemographischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Einkommen oder Beruf durchführen lassen.

Und ja, wir stehen zu diesem Motto, wie wir auch zu einer unserer wichtigsten Zielgruppen stehen: Menschen mit einfachem bis mittlerem Bildungsniveau. Menschen also, die ganz normal einen Haupt- oder Realschulabschluss gemacht haben und heute in vielfältigen Berufen das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden – zum Beispiel als Handwerker, Briefträger, Krankenschwestern, Büroangestellte oder auch als Hausfrauen und -männer.

Fakt ist: Sie bilden die breite Mehrheit in Deutschland – nach Angaben des Statistischen Bundesamts mehr als 60 Prozent. Vor allem für sie gibt es Schlecker – For You. Vor Ort.

Nun kommentieren einige Internet-Nutzer den veröffentlichten Brief und setzen ein niedriges und mittleres Bildungsniveau mit „dumm“ oder „unterbelichtet“ gleich. Das ist in der Sache ebenso falsch und zynisch, wie aus unserer Sicht unverschämt und arrogant. Es entlarvt letztlich diejenigen, die sich derart äußern.

Wer will, mag unser Unternehmensmotto diskutieren, gut finden oder für dümmlich halten. Unsere Mitarbeiter, die zum überwiegenden Teil schon seit 15 und mehr Jahren im Unternehmen arbeiten, wie auch unsere Kunden sind es ganz sicher nicht.

Ansonsten stellen wir uns gerne einer echten Diskussion, ob ein kreatives Unternehmensmotto mit einer Kombination aus deutschen wie englischen Begriffen Sprache allgemein weiter entwickelt oder degeneriert.

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Was sagt das Bildungsniveau eines Menschen über diesen Menschen aus? Ganz einfach: Sein Bildungsniveau. | Schlecker Blog

Was sagt das Bildungsniveau eines Menschen über diesen Menschen aus? Ganz einfach: Sein Bildungsniveau.

Menschen sprechen über Schlecker. Das finden wir  grundsätzlich gut und stellen uns auch gerne selbst der Diskussion. Manchmal entwickelt sich eine Diskussion allerdings in eine Richtung, zu der wir aktiv und öffentlich Stellung beziehen möchten. Wie in diesem Fall: Der Verein für Sprachpflege e. V. hatte uns eine Anfrage zu unserem neuen Werbemotto „For You. Vor Ort.“ geschickt. Darauf haben wir in einem persönlichen Brief geantwortet. Dieser Brief wurde nun in der Facebook-Gruppe der Zeitschrift  „Deutsche Sprachwelt“ veröffentlicht mit der Überschrift: „Schlecker verteidigt seinen Spruch „For You. Vor Ort.“ mit dem „niedrigen Bildungsniveau“ seiner Kunden.“ Tun wir das?

Nein, wir verteidigen nicht unser Unternehmensmotto. Wir haben uns bewusst auch deshalb für das Motto entschieden weil es polarisiert, weil sich Menschen darüber austauschen und weil es in Erinnerung bleibt. Genau das ist die Kernaufgabe eines Unternehmensmottos. Dazu haben wir auch im Vorfeld eine Marktanalyse nach soziodemographischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Einkommen oder Beruf durchführen lassen.

Und ja, wir stehen zu diesem Motto, wie wir auch zu einer unserer wichtigsten Zielgruppen stehen: Menschen mit einfachem bis mittlerem Bildungsniveau. Menschen also, die ganz normal einen Haupt- oder Realschulabschluss gemacht haben und heute in vielfältigen Berufen das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden – zum Beispiel als Handwerker, Briefträger, Krankenschwestern, Büroangestellte oder auch als Hausfrauen und -männer.

Fakt ist: Sie bilden die breite Mehrheit in Deutschland – nach Angaben des Statistischen Bundesamts mehr als 60 Prozent. Vor allem für sie gibt es Schlecker – For You. Vor Ort.

Nun kommentieren einige Internet-Nutzer den veröffentlichten Brief und setzen ein niedriges und mittleres Bildungsniveau mit „dumm“ oder „unterbelichtet“ gleich. Das ist in der Sache ebenso falsch und zynisch, wie aus unserer Sicht unverschämt und arrogant. Es entlarvt letztlich diejenigen, die sich derart äußern.

Wer will, mag unser Unternehmensmotto diskutieren, gut finden oder für dümmlich halten. Unsere Mitarbeiter, die zum überwiegenden Teil schon seit 15 und mehr Jahren im Unternehmen arbeiten, wie auch unsere Kunden sind es ganz sicher nicht.

Ansonsten stellen wir uns gerne einer echten Diskussion, ob ein kreatives Unternehmensmotto mit einer Kombination aus deutschen wie englischen Begriffen Sprache allgemein weiter entwickelt oder degeneriert.

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Donnerstag, 18. August 2011

Tramp a Benz: PR-Rat rügt Jung von Matt, Mercedes und Aktionskünstler Gbureck

Tramp a Benz: PR-Rat rügt Jung von Matt, Mercedes und Aktionskünstler Gbureck


"Tramp a Benz" wird gerügt

Lange hat es gedauert, doch nun liegt die Entscheidung vor. Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) rügt nach eingehender, auch juristischer Prüfung alle Beteiligten an der Kampagne "Tramp a Benz". Im Einzelnen sind das die Agentur Jung von Matt, Auftraggeber Mercedes-Benz sowie der Künstler Stefan Gbureck. Ihnen allen wird vom Selbstkontrollorgan der deutschen PR-Wirtschaft ein Verstoß gegen das Transparenzgebot und die Absenderklarheit vorgeworfen. HORIZONT.NET hatte bereits am 3. Dezember 2010 darüber berichtet, dass die Domain von „Tramp a Benz" auf die Agentur Jung von Matt zugelassen war.

 Ausdrücklich kritisiert wird darüber hinaus, dass Jung von Matt die Arbeit beim internationalen Werbefestival in Cannes eingereicht hatte – zu einem Zeitpunkt, als das Beschwerdeverfahren bereits angelaufen war. Die Festivalverantwortlichen werden vom DRPR aufgefordert, der Agentur und dem Kunden den gewonnenen goldenen PR-Löwen abzuerkennen.

Bei der Aktion "Tramp a Benz" war Künstler Gbureck per Anhalter quer durch Europa gereist und hatte darüber im Internet gebloggt. Der Gag dabei: Gbureck ließ sich nur von Fahrzeugen der Marke Mercedes-Benz mitnehmen. Die Idee dazu hatte Jung von Matt. Allerdings fehlte dem entsprechenden Blog zunächst der Hinweis auf den Auftraggeber. Er wurde nachträglich ergänzt.

 Den Einwand, dass der PR-Rat mit seiner Entscheidung jeglicher Guerilla- beziehungsweise Kommunikation mit überraschenden Elementen einen Riegel vorschiebt, lassen die Verantwortlichen nicht gelten. Zentrales Element einer jeden sogenannten Mystery-Phase müsse sein, dass das "Geheimnis" kurzfristig gelüftet und der Absender genannt wird. Dafür habe es bei dieser Aktion aber nachweislich keinen Plan gegeben, so der Rat. Den vollständigen Beschluss inklusive ausführlicher Begründung finden Sie hier. Jung von Matt lehnt eine Stellungnahme zum Thema ab. mam

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Montag, 1. August 2011

Warum ein Kleingärtner in einem PR-Konzept einen manipulativen Charakter sieht...

PR-Strategen sollen A-7-Deckel versüßen

Ein Entwurf zeigt, wie die Nutzung der geplanten Deckel über der Autobahn 7 aussehen könnten  Detailansicht des Bildes Entwurf des A-7-Deckels: Die Umweltbehörde will ein Negativ-Image vermeiden. Die Hamburger Umweltbehörde fürchtet offenbar den Stuttgart-21-Effekt: Für knapp 15.000 Euro ließ sie die PR-Agentur fischerAppelt ein Kommunikationskonzept erstellen, um Kritikern des geplanten Deckels über die Autobahn 7 den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das berichtete NDR 90,3 am Montag. Das 39-seitige Papier sieht vor, Multiplikatoren wie Journalisten und Taxifahrer zu beeinflussen. So soll vermieden werden, dass das Projekt ein Negativ-Image wie die Elbphilharmonie bekommt.

"Sprengkraft des Projekts verinnerlichen"

Acht Jahre lang Bauarbeiten am Autobahndeckel zwischen Othmarschen und Schnelsen, Dauerstau und jede Menge Baulärm: Die PR-Strategen von fischerAppelt mahnen in dem Gutachten, die Verwaltung müsse die Sprengkraft des Projekts verinnerlichen. "Durch die negativen Erfahrungen mit der Elbphilharmonie ist der Vertrauensvorschuss der Hamburger Bürger in die öffentliche Hand aufgebraucht. Auch beim Autobahndeckel sind Kostensteigerungen bereits jetzt wahrscheinlich." Die Empfehlung: Verteuerungen möglichst zusammen mit positiven Nachrichten veröffentlichen.

"Rechercheaufwand für Journalisten minimieren"

Die Anwohner beschreibt das Papier als "eine kritische Zielgruppe, die sich medial auch ideal als Opfer von staatlicher Willkür darstellen lässt". Wenige Kleingärtner reichten aus, um eine pauschale "Die da oben"-Ablehnung gegen die Umweltbehörde loszutreten. Die Agentur empfiehlt, Journalisten gezielt mit Informationen zu füttern, um "ihren Rechercheaufwand zu minimieren", aber auch Taxifahrer als "wertvolle Multiplikatoren" einzubinden. "Ziel sollte sein, die Kritik des ADAC an dem Projekt und dessen Begleitumständen (wie Dauerstau) zu verhindern oder so gut wie möglich abzumildern." Vom jahrelangen Lärm des Deckelbaus geplagten Anwohnern könne man per Postkartenaktion Ohrenstöpsel zuschicken.

"Eine normale Sache" oder "Ausgrenzung der Gegner"?

Ein Sprecher der Umweltbehörde erklärte NDR 90,3, das Kommunikationskonzept sei eine normale Sache für Großvorhaben. Es helfe, die Bürger zu informieren und zu beteiligen. Kleingärtner Ralf Hendel von der Initiative "Apfelbaum braucht Wurzelraum" sieht genau das Gegenteil: Das geheime Konzept habe manipulativen Charakter und solle dafür sorgen, die Gegner des Autobahndeckels auszugrenzen.

Im Zuge des vom Bund geplanten Ausbaus der A 7 auf zum Teil acht Spuren sollen insgesamt 3,5 Kilometer der Autobahn im Hamburger Westen aus Lärmschutzgründen unter Deckeln verschwinden. Voraussichtlicher Baubeginn ist Mitte 2012.

via ndr.de

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Freitag, 29. Juli 2011

Interview - Journalismus der Zukunft: "Nehmt Eure Leser ernst und verarscht sie nicht."

"Im Internet sind die Spinner und Wachhunde jeglicher Couleur"

"Im Internet sind die Spinner und Wachhunde jeglicher Couleur"

veröffentlicht am 29.07.2011 um 14:10 Uhr · Medien · Artikel

Michael Kneissler kennt zahlreiche wichtige Medienhäuser von innen. Er arbeitete als Journalist für die "Abendzeitung", das "Zeit-" und das "SZ-Magazin", war beim "Stern", dem "Spiegel", "Brigitte", "GQ", "Bunte" und weiteren Magazinen. Bis Anfang 2009 war Kneissler außerdem Chefredakteur der "Entwicklungsredaktion Future" der Bauer Media Group. Inzwischen betreibt er eine Buch- und Presseagentur für junge Autoren und schreibt selbst Bücher über das Verhältnis von Frauen und Männern, über die Liebe, über Stellensuche und über seine Kinder.

Michael Kneissler wuchs auf dem Land im Schwäbischen auf, fuhr zur See und studierte Kommunikationswissenschaften und Werbepsychologie. Heute gilt er als Promi-Experte, twittert gerne mit Seitenhieben auf die Promiwelt und bloggt über "Dinge und Wesen".

Nach dem ersten Interview mit dem bloggenden Blattmacher Siems Luckwaldt, spracht W&V Online mit Michael Kneissler darüber, wie sich Online- und Print-Erfahrungen ergänzen.

Macht Bloggen das Blattmachen beziehungsweise die klassische Printarbeit kreativer?
Ja, wer nicht in der Bloggerszene zumindest passiv vernetzt ist, kann als Blattmacher einpacken, wenn er nicht gerade die Zielgruppe 70+ im Visier hat. Im Internet – in Blogs, bei Facebook, Twitter, Tumblr, Youtube – sind die Trends zu finden. Da kommen die Anregungen her, da werden Themen entwickelt. Agendasetting findet nicht mehr bei Bild und Spiegel statt, sondern im Internet. Da publizieren die Whistle-Blower, VroniPlagger Conspiracy-Nerds, Promi-Hunter, Gossip-Cops, Spinner und Wachhunde jeglicher Couleur.

Welche Online-Erkenntnisse sollten beim Blattmachen einfließen?
Blattmacher und klassische Print-Journalisten denken ja oft, dass sie’s besser wissen als alle anderen, zumindest aber als ihre Leser. Mit dieser Einstellung kommt man online nicht weit. Da sind die Leser auf Augenhöhe. Jeder Fehler wird dort erkannt und Korrektur erwartet. Wer die Erwartungen nicht erfüllt, steht schnell im Shit-Storm. Das gibt’s im Print-Journalismus nur bei Lokalzeitungen. Wenn ich als Volontär bei der Schwäbischen Post Mist gebaut habe, hatte ich am nächsten Tag manchmal den Verleger, aber immer die betroffenen Leser am Hals.

Ich glaube, das können alle Print-, Radio- und TV-Journalisten aus der Online-Welt lernen: Die neuen DREI GEBOTE für den Journalismus der Zukunft:

  1. Nehmt Eure Leser/Zuhörer/Zuschauer ernst und verarscht sie nicht. Viele von ihnen wissen vieles besser als ihr. Akzeptiert das und seid demütig!
  2. Habt keine Angst. Sagt eure persönliche Meinung, auch wenn ihr dafür kritisiert werdet. Mainstream und political correctness sind langweilig.
  3. Redet mit euren Lesern/Hörern/Zuschauern per twitter, facebook, email, am Telefon. Egal wie, führt einen Dialog.

Wer es nicht schafft, im Dialog mit ihnen zu stehen und in Form, Sprache und Inhalt ihre Lebenswelten und –wünsche aufzugreifen, wird es schwer haben. Blattmacher dagegen, die das hinkriegen, haben statt Lesern Fans. Dass das klappen kann zeigen Titel wie "brand eins", "Neon" und "Landlust". Wenn’s nicht klappt, kommt es zum "Bravo"-Effekt - da machen irgendwelche Leute ein Heft an der Zielgruppe vorbei und wundern sich, dass die Auflage sinkt und dass keiner sie gern hat.

Liegt die künftige Genese neuer Printtitel im Internet?
Ja, ich hab’s schon gesagt: im Internet sind die Trends, die Themen, die Ästhetik. Wer diese Ressourcen beim Blattmachen nicht nützt, ist selber schuld. Wieso macht mit diesen Ressourcen eigentlich niemand ein Magazin für Jungs in der Pubertät? Oder ein Fashion- und Beauty-Magazin für Mädchen? Oder ein Conspiracy Monthly (großes Thema im Internet)? Oder eine Lokalzeitung mit Qype- und Groupon-Elementen? Oder, oder oder ... Alles was man dafür braucht, steht online.

Haben Blattmacher mit Web-/Blog-/Social-Media-Erfahrung eine andere Arbeitshaltung?
Im Internet ist niemals etwas fertig und niemals etwas ganz falsch oder ganz richtig. Dort herrscht eine ausgeprägte Debatten-Kultur. Ich glaube, es gibt eine andere Grundeinstellung zur Arbeit, wenn man weiß, dass es sich um einen unendlichen evolutionären Prozess der Kommunikation handelt. Und der findet auch noch in aller Öffentlichkeit statt. Das macht verletzbar und hoffentlich ein bisschen demütiger. Früher hieß es bei Journalisten: Wir erwischen Dich, wenn Du Mist baust. Jetzt gilt das auch umgekehrt: Du selbst wirst erwischt, wenn Du Mist baust. Und wenn Du Pech hast, muss danach Dein Verleger Dein Blatt dicht machen. Und Du bist arbeitslos.

Wie anpassungsfähig sind die online-affinen Schreiber im Vergleich zu den angestammten Print-Leuten?
Sie sind auf jeden Fall super anpassungsfähig, wenn es um ihre Honorare oder Gehälter geht, aus dem Internet sind sie nämlich gewöhnt, nichts zu verdienen.

Im Gegenzug: Sind Blattmacher die besseren Blogger?
Wenn sie genug Zeit zum Bloggen hätten, wären Blattmacher die viel besseren Blogger. Das ist allerdings nicht schwer: Die meisten Nur-Blogger haben keine Ahnung von journalistischer Arbeit, professioneller Recherche und der deutschen Sprache. Dazu kommt, dass sie nicht schreiben können.

Wie müssten Nachwuchsjournalisten heute ausgebildet werden?
Erstens müssen sie das klassische journalistische Handwerkszeug (Recherche, Dramaturgie, Stil, Umsetzung der Recherche für das jeweilige Medium) beherrschen. Zweitens müssen sie das technische Handwerkszeug beherrschen (elektronische Aufzeichnungen, Digicam, Smartphones, Computer). Drittens müssen sie im Internet fit sein. Viertens müssen sie lernen mit den Synergien der modernen Kommunikationswelt umzugehen: Print, Video, Audio, Blogs, social media – alles ist mit allem vernetzt. Und fünftens kann es nichts schaden, zu wissen, wie man im Internet Ego-Marketing betreibt (Xing, facebook, twitter). (ps/fm)

via wuv.de

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